Taktplanung und Taktsteuerung
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Taktplanung
Bei der Taktplanung werden die Bauvorhaben in kleingliedrige, logische Leistungseinheiten – auch Taktbereiche genannt – unterteilt. Dies erhöht zwar den Aufwand der Arbeitsvorbereitung, ermöglicht allerdings eine Verkürzung der Durchlaufzeiten und eine schnellere Reaktionsfähigkeit. Zudem können Fehler frühzeitig aufgedeckt werden. Der Takt gibt dabei die gleichbleibende Sequenz an, mit der sich die einzelnen Gewerke durch die Abschnitte bzw. Lose des Gebäudes in Form eines Gewerkezugs fortbewegen. Dieser besteht aus mehreren Waggons, welche die jeweiligen Gewerke darstellen und hinsichtlich der Arbeitsinhalte und Kapazitäten nach dem Prinzip der Taktung optimiert sind. Ziel ist die Erzeugung eines kontinuierlichen Flusses. Dazu werden die einzelnen Gewerkewaggons in eine sinnvolle Reihenfolge gebracht und durchlaufen in dieser das Bauobjekt. Zur Vermeidung von Überschneidungen befindet sich in einem Taktbereich stets nur ein Gewerkewaggon. Jeder Waggon durchläuft einmalig und in gleichbleibender Reihenfolge den Taktbereich.
Zur Stabilisierung des Bauprozesses ist im Bauwesen ein Wochentakt (5 Arbeitstage) gebräuchlich. Allerdings zeigt sich, dass die Arbeitstage nicht immer in Gänze genutzt und die eingesetzten Mitarbeiter teilweise zusätzlich auf anderen Projekten eingesetzt werden. Das kann dazu führen, dass die Mitarbeiter nicht pünktlich im nächsten Taktbereich erscheinen und folglich den gesamten Takt negativ beeinflussen. Weiterhin führt der Wochentakt häufig dazu, dass einige Bereiche nicht in Bearbeitung sind und Effektivitäts- und Effizienzpotenziale nicht ausgeschöpft werden.
Die vorstehende Abbildung zeigt, dass durch eine Optimierung der Taktbereiche die Taktzeit beispielsweise auf einen Arbeitstag reduziert werden kann, wodurch deutlich reduzierte Bauzeiten entstehen. Durch diese engere Verzahnung der Gewerke steigt die Dichte der Leistung, auch wenn die eigentliche Arbeitsleistung unverändert bleibt. Dies kann zu gesteigertem Stress und dem Auftreten von Fehlern führen, weshalb die Steuerung der Baustelle einen höheren Stellenwert einnimmt. Beim Wochentakt stehen mehrere Tage (Wochenende als Puffer) zur Beseitigung von Störungen zur Verfügung, beim Tagestakt muss unverzüglich reagiert werden. Damit dies funktionieren kann, müssen die Probleme frühzeitig erkannt werden, was eine zusätzliche Belastung des Aufsichtspersonals sowie der einzelnen Nachunternehmer auf der Baustelle darstellt.
Schlussfolgernd kann die Taktplanung als detaillierte Planung der Bauausführung betrachtet werden, die im Sinne des Frontloadings bereits in der Projektinitiierungs- und Planungsphase erfolgt. Durch den kontinuierlichen Fortschritt und die entstehende Transparenz dessen wird die Zufriedenheit der Mitarbeiter und Bauherren positiv beeinflusst. Weiterhin können Qualitäts- und Terminprobleme frühzeitig erkannt werden. Infolge der Taktung erhalten alle Beteiligten konkrete Informationen über den Beginn ihrer Tätigkeit, die vorgegebene Reihenfolge der zu bearbeitenden Taktbereiche, die Arbeitsinhalte des Takts und den Bedarf an Ressourcen zur Erfüllung des Takts.
Taktsteuerung
Die Taktsteuerung dient der Einhaltung der vorgelagerten Taktplanung. Dies erfolgt durch proaktive, kurzzyklische Baufortschrittskontrollen und aktives Handeln vor Ort. Die Bauleitung prüft und bewertet regelmäßig durch Begehungen und Besprechungen die in Bearbeitung befindlichen Taktbereiche. Im Falle von Abweichungen werden die beteiligten Gewerke herangezogen und es wird unverzüglich nach einer Lösung des Problems Ausschau gehalten.
Die Erkenntnisse des Bauleiters werden auf einer Taktsteuerungstafel vermerkt, die zur Grundlage der Besprechungen dient. Dabei stellt die Tafel ein operatives Werkzeug zur Steuerung des Baufortschritts dar. Durch den getakteten Terminplan und die Sequenz der Gewerke ist für jeden Betrachter sofort ersichtlich, welche Arbeiten zu welchem Zeitpunkt durchgeführt werden. Dies ermöglicht einen direkten Soll-Ist-Vergleich auf der Baustelle. Noch ausstehende bzw. zu erledigende Maßnahmen werden von der Bauleitung in eine Maßnahmenliste eingetragen. Zudem können der Taktsteuerungstafel z.B. Checklisten der einzelnen Gewerke, Detailpläne, Nachunternehmer-Bewertungsbögen und Kontaktdaten der Nachunternehmer entnommen werden.
Die Abbildung zeigt potenzielle Elemente einer solchen Tafel auf. Die Bewertung der Nachunternehmer erfolgt während des Erstellungsprozesses des Bauobjekts. Den Grad der Erfüllung gibt die Bauleitung mittels einer Ampelbewertung an. Grün bedeutet, dass alle Vereinbarungen korrekt erfüllt wurden. Bestehen kleinere Abweichungen, die innerhalb der Taktzeit gelöst werden können, wird die Farbe Gelb gesetzt. In diesem Fall wird gemeinschaftlich nach einer Lösung gesucht. Die Farbe Rot kennzeichnet, dass die Probleme so gravierend sind, dass sie nicht innerhalb der Taktzeit gelöst werden können und folglich zu einem Verzug führen. Gerät der Prozess aus dem Takt, müssen die Nachunternehmer und die Bauleitung eine Lösung erarbeiten, sodass sich der Takt wieder einstellt. Dies kann im Falle des Wochentakts z.B. die Nacharbeit am Wochenende sein.
Die Taktplanung und -steuerung verfolgen das primäre Ziel einer konstanten Stabilisierung des gesamten Bauablaufs sowie der Sicherstellung kurzzyklischer Kommunikation aller relevanter Beteiligter. Folglich entsteht Terminsicherheit nicht nur zum Projektabschluss, sondern innerhalb jeder Projektphase und bezügliche aller Gewerke. Durch die Einhaltung der Taktung entsteht Ordnung und Sauberkeit auf der Baustelle. Zudem können durch die Taktsteuerungsbesprechungen Fehler direkt identifiziert und eliminiert werden. Somit erfolgt eine Reduzierung von Fehlern, die sich ansonsten durch den Bauprozess ziehen und erst zu spät festgestellt werden.
Als Herausforderung ist das Umdenken von Bauleitung und Nachunternehmern aufzuführen. Allerdings merken diese meist innerhalb weniger Wochen, dass sich die Taktung positiv auf die Produktivität und die Wertschöpfungskette auswirkt. Materialvorhaltungen können reduziert und die Präsenz des Personals optimiert werden.
Literaturverweise:
Wolfbeiß, Oliver (2017). Optimierung der Bauzeit mit Lean Construction, in: Deutscher Beton- und Bautechnik-Verein e.V.: Vorträge zum Deutschen Bautechnik-Tag am 27. und 28. April 2017 in Stuttgart
Theis, Patrick (2014). Lean Construction Management: Bauprojekte schneller und stressfreier umsetzen, Bauingenieur
Friedrich, Till; Meijnen, Peter; Schriewersmann, Florian (2013). Lean Construction ‐ die Übertragung der Erfolgsmodelle aus der Automobilindustrie. https://doi.org/10.1002/9783433602973.ch2.